100000 km mit dem Fiat Ducato Pössl und ein grosses Refit

Seit über 100000 km und 8 Jahren ist der Bus unser Hauptwohnsitz. Die Belastungen von oft sehr schlechten Strassen und das Leben im Bus haben bei unserem 2015er Fiat Ducato Pössl Roadcruiser (LMC) einige Baustellen hinterlassen.

Fleissige Leserinnen und Leser haben mitbekommen, dass wir in Focşani (Rumänien) eine neue Fahrzeugbatterie einbauen und in Brașov (Rumänien) die Lichtmaschine tauschen lassen mussten. Anschliessend liessen wir in Vratsa (Bulgarien) den Zahnriemen erneuern.

Aber am Ducato gibt es noch einiges zu erneuern, reparieren und verbessern. Zeit für einen Refit.

Höherlegung Fiat Ducato Maxi / Erneuerung Federung Vorderachse

Wir sind ab und zu mal abseits von geteerten Strassen unterwegs. Und manchmal bewegen wir uns auf üblen ausgewaschenen Pisten. Immer auf der Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz. Vor allem auf unserer letztjährigen Osteuropa-Tour hatte deshalb der Auspuff/Fahrzeugboden immer wieder mal Bodenberührung. Bei einem Ausflug in die Pampa riss dann auch der Unterfahrschutz des Motors ab.

Warum nur liegt der Ducato vorne so tief? Kastenwagen für Paketlieferdienste oder Handwerker werden meist unter ihrem Maximalgewicht gefahren. Federelemente für diese Fahrzeuge sind daher für Teillast konzipiert. Weil unser Bus aber immer mit 3,5 Tonnen beladen ist, waren die Federelemente an der Vorderachse schon seit jeher etwas unterdimensioniert. Der Bus hatte daher vorne kaum Federweg und stand 9 cm tiefer als hinten.

Wir wenden uns also an unsere Haus-Werkstatt, die Garage Waser in Rüti. Christian und Mario bauen verstärkte Lesjöfors 4026198 Federn, neue Monroe Stossdämpfer, Schutzbälge, Anschlagpuffer und Domlager ein.

Alt (oben) vs. neu (unten)

Das Resultat? Der Bus hat vorne ganze 5,5 cm mehr Bodenfreiheit bekommen. Dadurch steht er wieder fast gerade. Vor allem aber federt er auch wieder richtig und knickt in Kurven nicht mehr ein. Der Ducato bleibt zwar knackig und lässt sich immer noch fast so präzise steuern wie vorher. Aber er ist deutlich komfortabler geworden.

Weil auch eine Motorfahrzeugkontrolle MFK (für unsere deutschen Leserinnen und Leser: TÜV) fällig ist, wird der Bus gründlich vorbereitet und getestet. Dabei erwähnt Christian auch, dass der Turbo-Schlauch leichte Spuren von Marderbissen aufweist. Wir wissen genau welcher Marder das verursacht hat.

Monti, unser Van-Kater knabbert nämlich alles an, was ihm in den Weg kommt.

Motorfahrzeugkontrolle (MFK) Fiat Ducato

Zur MFK fahren wir nach Ibach/Schwyz. Dort wird der ganze Bus gründlich kontrolliert. Der Ducato ist in einem einwandfreiem Zustand. Einzig der (serienmässig montierte) Rückfahrpiepser ist nicht mehr zulässig und muss stillgelegt werden und ein Positionslicht leuchtet zwar noch, hat aber ein bisschen Wasser drin. Das werden wir ebenfalls ersetzen.

Kühlschrank, Kompressor statt Absorber

Für die Gaskontrolle haben wir uns bei der Firma Selzam in Winterthur angemeldet. Die Flüssiggasanlage (Heizung, Kocher, Kühlschrank) wird mit dem 5-fachen Betriebsdruck gemessen (150 mbar statt 30 mbar). Prompt finden die Gas-Fachleute ein winziges Leck beim Dometic RM 5380 Kühlschrank. Der verliert bei 5-fachem Druck minimal Gas. Die Zuleitung zum Kühlschrank wird daraufhin leider plombiert.

Der Kühlschrank würde noch einwandfrei funktionieren. Trotzdem müssen wir ihn nun ersetzen. Das ist sicher die Nachhaltigkeit von der in Mitteleuropa ständig geschwafelt wird. Bitte nicht falsch verstehen: Wir finden es auch schlimm, wenn Schläuche von Gas-Grills ein Ablaufdatum aus den 1980ern haben. Aber wegen eines Mini-Lecks, das nur bei 5-fachem Druck messbar ist, einen Kühlschrank wegwerfen müssen? Ist das nachhaltig?

Es muss also ein neuer Kühlschrank her. Es soll ein Kompressor-Modell (Strom statt Gas) sein und die Abmessungen müssen genau passen. Nur wenige Modelle kommen deshalb in Frage (die meisten Kühlschränke sind zu tief oder breit).

Wir haben uns für den Kompressor-Kühlschrank WEMO 85F (baugleich Vitrifrigo) entschieden. Dieses Modell hat kein Eisfach und der Nettoinhalt ist etwas grösser als beim alten Kühlschrank. Der Strombedarf liegt gemäss Hersteller bei rund 300 Wh/Tag. Kein Problem, denn die meiste Zeit im Jahr haben wir mehr als genug Solarertrag. Weil der Kompressor-Kühlschrank kein Gas benötigt, sparen wir dafür über 8 kg Gas/Monat ein (von total 22 kg). Das erhöht die Autarkie ganz beträchtlich und wird die oft mühsame Suche nach LPG-Gas deutlich verringern.

Für den Einbau haben wir Stefan von der Firma Ruca Camping GmbH in Hombrechtikon beauftragt. Er baut den alten Kühlschrank aus. Übers Bett und die Hecktür kommt er aus dem Bus. Der neue Kühlschrank kommt auf dem selben Weg rein. Er würde zwar auf Anhieb passen aber eine Blechverkleidung des alten Gas-Kühlschranks muss zuerst abmontiert und ein Ausschnitt für den Kühlmittelschlauch des neuen gesägt werden. Am Schluss wird der Kühlschrank verkabelt. Einschalten, läuft!

Gaskochfeld

Teewasser kochen, ganze Menüs zaubern oder backen. Das Gaskochfeld ist im Dauereinsatz. Nun aber brennt eine der Gasflammen nur noch schwach. Und sie löscht immer wieder aus. Auch benötigt es eine halbe Stunde, bis die Spaghetti gar sind. Ein echtes Problem. Die Düse ist verschmutzt. Nur kommen wir da nicht ran. Die Brennerdeckel und Schrauben sind nämlich festgerostet. Zum Glück kommt Beat, unser Nachbar, zu Hilfe. Er bohrt die rundgedrehten Schrauben auf, schneidet ein neues Gewinde in den Brenner und macht die Düse frei. Jetzt funktioniert der Herd wieder einwandfrei. Märssi vielmal.

Acrylglas-Fenster polieren

Streifende Bäume und Gebüsch haben viele Kratzer in die Acrylglas-Fenster gemalt. Zeit sie zu polieren. Bei Beat bekommen wir einen Akkuschrauber, Poliermittel und Poliermaterial. In gut 3 Stunden sind die Fenster zwar nicht ganz kratzerfrei, aber deutlich klarer.

Matratzen-Topper

Die Matratzen in unserem Bus sind für Leute konzipiert, die zwischen 80 und 90 kg wiegen. Wir sind rund 30% leichter und empfinden sie deshalb als hart. Der Matratzen-Topper, den wir vor 8 Jahren für 200 Franken genau auf die unregelmässigen Bettmasse schneidern liessen, ist durchgelegen. Ein neuer Topper würde uns jetzt zwischen 450 und 500 Franken kosten (!). Da muss etwas Preiswerteres her. Also kaufen wir 2 hochwertige Schaumstoffplatten und schneiden unsere Topper mit einem elektrischen Küchenmesser selber. So sparen wir etwa 100 Franken.

Noch mehr Baustellen

Im Van gibt’s aber noch viele kleinere Baustellen:

Da ist im Bad der Ausströmer der Dieselheizung, dessen Lamellen abgebrochen sind. Da wir dort nicht die volle Hitze benötigen, haben wir bisher mit einem Objektivdeckel einen Teil des Ausströmers abgedeckt. Eine Notlösung, die wir jetzt mit einem passenden Ersatzteil repariert haben.

Die Verdunkelung des Küchenfensters will auch justiert werden (geht mit einem Torx T6 Schraubenzieher). Und dann hat sich noch das Gummiband beim Portal zum Fahrerhaus gelöst. Natürlich könnten wir das irgendwo in Auftrag geben, aber einfachere Reparaturen erledigen wir selbst. Das spart viel Geld und funktioniert einwandfrei.

Die Teppiche und das ganze Innere sind fällig für eine gründliche Reinigung. Fahrerhausteppich und Wohnraumteppich reinigen wir in der Autowaschanlage.

Der Bus ist jetzt bereit für neue Abenteuer. Wir sind es auch. Viel Spass beim Lesen unserer Reiseberichte!

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