Spanien – Der Salzberg von Cardona

Benvingut a Catalunya. Spanien ist hier Katalonien und begrüsst uns deshalb auf katalanisch. Eine Sprache die von über 9 Millionen Menschen gesprochen wird und sich so anhört als hätte eine Spanierin eine intensive Freundschaft zu einem Rumänen gepflegt. Wie immer weiss Wikipedia mehr und bietet interessante Vergleiche zu anderen Sprachen. Wer die Sprache lernen möchte, kann z.B. auf das 1502 (!) erschienene Katalanisch-deutsche Wörterbuch zurückgreifen.

Also España, wir kommen. Oder doch nicht? Am Zoll werden wir nämlich rausgewunken. Ein Zollbeamter notiert sich das Autokennzeichen. Ou weia, jetzt gibt’s sicher gleich Ärger wegen meines fehlenden PIEP-Zertifikats. Aber nein, der freundliche Zollbeamte will nur wissen, wohin wir fahren und ob wir ihm mal die Garage zeigen können. Machen wir gerne, wir haben ja nichts zu verbergen. Zigaretten schmuggeln scheint hier nämlich das grosse Business zu sein, ist aber nicht unser Ding.

In Spanien wird die Landschaft flacher, weiter und heller. Die Dörfchen mögen nicht mehr ganz so wohlhabend sein wie in Andorra, wirken aber auch nicht mehr so steril. Sehr schön.

Weil es in Andorra kein LPG-Gas gab und unser Tank langsam leer ist, steuern wir in Bassella die LPG-Tanke an.

Endlich brauchen wir beim Heizen nicht mehr zu sparen. Kurzer Blick aufs Armaturenbrett-Display, es zeigt 23 Grad. Da braucht man ans Heizen nicht mal zu denken. So angenehm.

Da es langsam dunkel wird, fahren wir den Freihstehplatz südlich von Nuncarga an. Er liegt bei der Kirche “Aguilar” und einer Art kommunalem Mehrzweckgebäude, das mit einem Kinderspielplatz ausgerüstet ist.

Wir verbringen eine ruhige Nacht. Weil es hier wenig Abwechslung gibt und die Luft nach industrieller Fleischproduktion riecht, sagen wir der nebligen Gegend und dem ausgetrockneten See adéu und fahren weiter.

In Cardona machen wir Halt beim Fussballplatz. Hier gibt es einen netten kleinen Parkplatz mit einer Ver- und Entsorgung, aber ohne Strom. Maximale Aufenthaltsdauer 48 h. Weil wir früh dran sind, erwischen wir die äusserste Site unter den Bäumen mit Blick aufs Castell und ins Tal. Premium.

Die Stadt wird vom Castell de Cardona dominiert. Es hat über 1000 Jahre auf dem Buckel und bietet einen herrlichen Blick auf das Tal, den Ort und den Salzberg.

Heute beherbergt das Castell de Cardona einen Parador. Paradores sind Hotels der gehobenen Klasse, die oft in symbolträchtigen Gebäuden untergebracht sind. Die Kette bietet über 90 Häuser und gehört dem spanischen Staat. Der Steuerzahler kommt also für die Deckung der anfallenden Verluste auf, schützt damit aber auch oft denkmalgeschützte Gebäude.

Im quirligen Dorf leben rund 4600 Einwohner. Es hat einen schönen alten Kern und es gibt eine Menge Bars und Restaurants. Heute ist es immer noch recht warm, sogar abends. Viele Menschen sitzen draussen und geniessen die lauen Abende. Oder sie gehen einkaufen, die Ladengeschäfte sind geöffnet bis mindestens 20 Uhr. Wir steuern die Pastisseria an, eigentlich ein Feinkostgeschäft, und füllen Zuckerzeugs auf. So fein.

Eulàlia arbeitet im Museum, jetzt geniesst sie aber ihren wohlverdienten Feierabend.

In der Firabar kehren wir ein. In Katalonien (und wahrscheinlich ganz Spanien) ist das auch für Ungeimpfte ganz legal. Vielleicht verzichtet man hier auf totalitäre Massnahmen wie Zertifikate, weil die Lockdowns vom spanischen Verfassungsgerichtshof als verfassungswidrig verurteilt wurden (El País vom 14. Juli 2021).

Wir bestellen Limonade und Radler. Das hört hier auf den typisch katalanischen Namen Moritz und kommt aus Barcelona.

Der Salzberg von Cardona ist riesig und nicht zu übersehen. Schon seit der Jungsteinzeit wurde hier Salz abgebaut. Das stammt vom Atlantik, der unter der seinerzeitigen Hitze austrocknete und durch die Verschiebung der Kontinente zu einem Berg aufgefaltet wurde. Eine industrielle Mine wurde nach der Entdeckung von Kaliumsalzvorkommen im Jahr 1912 gegründet. Es wurde bis 1300 m weit in die Erde gegraben, wo Temperaturen bis zu 50 Grad herrschten. Deshalb mussten neue Wege zur Kühlung und Belüftung der Mine gefunden werden. Die Mine wurde bis 1990 betrieben. Danach war der Abbau von Salz nicht mehr rentabel und der Minenbetrieb wurde eingestellt.

Heute dient die Mine als Besucherbergwerk. Also geht’s am nächsten Tag mit Helm bewaffnet 86 m tief unter Tage. Die spannende Führung kostet 12 Euro, beinhaltet Transfer mit Bussen zum Mineneingang, ist aber leider aktuell nur in katalanischer Sprache verfügbar. Immerhin bekommt man ein englisches Leaflet, das die wichtigsten Punkte erklärt. Das hilft den Polen und Belgiern, die ebenfalls teilnehmen sicher auch.

Im Bergwerk, das für Besucher geöffnet ist, zeigt das Thermometer stetig zwischen 17 und 20 Grad. Und es sieht stellenweise aus wie Winter Wonderland. Wer auf Weihnachts-Stimmung steht, ist hier gut aufgehoben.

Am nächsten Tag geht’s weiter. Unterwegs bunkern wir bei einem Consum-Supermarkt Lebensmittel. In Südeuropa ist es ja immer schwierig guten Schwarztee zu bekommen. Hier nicht. Das sehr schöne und moderne Geschäft führt neben feinem Turrón auch englischen PG-Tips-Tee. Ob wohl genügend Briten in der Nähe wohnen?

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